Das Projekt


„Er zeigt auf, wo wir in der Umsetzung der Standards stehen, motiviert durch hohe Scores und liefert Hinweise, was als Nächstes umgesetzt werden sollte.“

Spinnennetzvisualisierung

Eine Spinnennetzvisualisierung pro Unterkunft zeigt die Umsetzung der sechs Mindeststandards in den vergangenen vier Quartalen.


Spätestens seit dem langen Sommer der Migration 2015 ist Gewaltschutz von geflüchteten Menschen zu einer zentralen gesellschaftlichen Aufgabe geworden. Deswegen wurden 2016 die Mindeststandards zum Schutz geflüchteter Menschen in Unterkünften von UNICEF, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und vielen Menschenrechtsorganisationen im Rahmen einer Bundesinitiative beschlossen. Gewaltschutzkonzepte sind elementare Bausteine einer würdigen und sicheren Unterbringung von geflüchteten Menschen. Doch Gewaltschutz ist nicht nur eine Verpflichtung auf dem Papier – er muss auch aktiv gelebt werden. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, die Mindeststandards umzusetzen und den Gewaltschutz zu verbessern. Belastbare Daten sind ein wichtiger Baustein für die Einhaltung der Standards. Denn um Gewaltschutz gezielt verbessern zu können, muss klar sein, wo man steht. Es mangelt jedoch an Daten zum Stand des Gewaltschutzes ebenso wie zu den institutionellen, räumlichen, oder kontextuellen Gründen für Gewaltvorkommnisse.

Hier setzt der DeZIM Gewaltschutzmonitor (GSM) an: Als digitales Erhebungstool in Form einer App, macht er die Umsetzung der Mindeststandarts in Unterkünften sichtbar. Als europaweit einzigartige Lösung ermöglicht er eine kontinuierliche, evidenzbasierte Analyse des Gewaltschutzes.

Warum ist datenbasiertes Monitoring entscheidend?

Die durch den GSM erhobenen Daten sind nicht nur für die einzelne Unterkunft relevant, sondern haben auch gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Auf lokaler Ebene helfen sie, Lücken in der Umsetzung von Gewaltschutzmaßnahmen zu identifizieren und ermöglichen eine bessere Einschätzung von Risikofaktoren zur Prävention von Gewaltvorfällen. Außerdem dient sie als Grundlage für Teamsitzungen, Bewohner*innenräte und Reflexionsgespräche und fördert somit den Wissenszuwachs. Der Gewaltschutzmonitor gewährleistet eine kontinuierliche Dokumentation – ein entscheidender Vorteil, insbesondere bei hoher Personalfluktuation.

Gesamtgesellschaftlich schafft der GSM erstmals eine belastbare Datengrundlage zur Sichtbarmachung der bestehenden Herausforderungen einer würdigen Unterbringung von geflüchteten Menschen. In einem zunehmend unsicheren finanziellen und migrationspolitischen Klima tragen sie dazu bei, Schutzbedarfe empirisch zu fundieren und gezielt für bessere Bedingungen und Menschenrechte einzutreten.

An wen richtet sich der Gewaltschutzmonitor?

Der Gewaltschutzmonitor richtet sich an alle Unterkünfte – unabhängig von Größe oder Erfahrung. Neueinsteigende Unterkünfte mit wenig Erfahrung im systematischen Gewaltschutz nutzen ihn für den systematischen Aufbau von Schutzstrukturen, während erfahrene Einrichtungen bestehende Maßnahmen gezielt weiterentwickeln.

Um das Veränderungspotenzial des Gewaltschutzmonitors auszuschöpfen, gilt jetzt vor allem: dranbleiben! Nach der erfolgreichen Pilotphase ist klar, dass Gewaltschutz nicht durch Konzepte auf dem Papier, sondern erst durch kontinuierliche Reflexion und engagierte Umsetzung auf allen Ebenen umgesetzt wird. Der GSM hat sich als wirksames Tool bewährt und wurde im letzten Jahr optimiert. Jetzt gilt es, ihn langfristig und flächendeckend zu verankern - denn nur was sichtbar wird, kann gezielt verbessert werden.

Stimmen aus der Praxis

„Der Fragebogen Gewaltvorkommnisse konnte bereits durch einen Monatsvergleich dazu genutzt werden, Trends in unseren Einrichtungen zu erkennen, z.B. gab es von November bis Dezember doppelt so viele Vorfälle in Bezug auf psychische Störungen wie im Januar.“

„Die erste große Fragebogenrunde wurde in einer Gewaltschutzteamsitzung ausgewertet. Durch dieses Tool kommen verschiedene Bereiche verbindlich in den Austausch, erkennen das größere Bild und erfahren mehr voneinander.“